Header
09.09.2024

Welttag der Suizidprävention am 10. September

Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 10.304 Menschen durch Suizid. Dies sind 184 Fälle mehr als im letzten Jahr und die höchste Anzahl seit 1995. Der im letzten Jahr begonnene Anstieg setzt sich fort. Hierauf wies das Nationale Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) anlässlich des Welttag der Suizidprävention am 10. September in einer Presseaussendung hin.

„Die Anzahl der Suizide ist jedoch nicht naturgegeben, sondern eine beeinflussbare Größe, die von vielen Einflüssen abhängt und ein Faktor ist die Art und Weise wie der Suizid verstanden und wie über ihn gesprochen wird“, erläuterte Barbara Schneider vom NaSPro. „Deshalb geht es heute vor allen Dingen darum zu vermitteln, dass bei Suizidalität Hilfe möglich ist und ein Suizid vermeidbar. Dafür braucht es Wissen und aktive Initiativen und Veränderungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen“, ergänzte Reinhard Lindner, ebenfalls vom NaSPro.

Der Welttag steht in den nächsten drei Jahren unter dem Motto: „Changing the narrative on suicide - Offen reden – aktiv verstehen – gesellschaftlich handeln” Das Wort „Narrative“ sei nicht einfach zu übersetzen. Die International Association for Suicide Prevention (IASP) beschreibt laut NaSPro ausführlich, was ihr Motto „Changing the narrative on suicide” bedeutet:

„Bei der Veränderung des Narrativs über den Suizid geht es darum, die Art und Weise zu verändern, wie wir dieses komplexe Thema wahrnehmen. Es geht darum, von einer Kultur des Schweigens und des mangelnden Verständnisses zu einer Kultur der Offenheit, des Mitgefühls und der Unterstützung überzugehen. „Changing the narrative on suicide“ soll Einzelpersonen, gesellschaftliche Gruppen, Organisationen und Regierungen dazu anregen, offene und ehrliche Diskussionen über Suizid und suizidales Verhalten zu führen. Indem wir diese wichtigen Gespräche anstoßen, können wir Barrieren abbauen, das Bewusstsein schärfen und eine bessere Kultur des Verständnisses und der Unterstützung schaffen.

Eine Änderung des Narrativs erfordert einen systemischen Wandel. Das bedeutet, dass wir uns für eine sektorübergreifende Politik einsetzen müssen, die der psychischen Gesundheit Vorrang einräumt, den Zugang zur Versorgung verbessert und Unterstützung für die Bedürftigen bereitstellt. Es bedeutet, in die Forschung zu investieren, um die Komplexität von Suizid besser zu verstehen und evidenzbasierte Interventionen zu entwickeln.

Das Narrativ zu ändern bedeutet, Empathie und Mitgefühl für diejenigen zu fördern, die sich in Schwierigkeiten befinden. Es bedeutet, zu verstehen, dass Suizidgedanken und -gefühle ein Zeichen von großem Schmerz und Leid sind, dass aber das Reden über Suizidgedanken deren Vorhandensein oder Auftreten nicht verstärkt. Es bedeutet, zuzuhören, ohne zu urteilen, Unterstützung anzubieten und den Betroffenen den Weg zur Hilfe zu weisen. (https://www.iasp.info/wspd/theme/)“

Seit 2003 ist der 10. September ein Tag für die Vermittlung von Informationen über den Suizid und der Trauer um die Verstorbenen. Auch in Deutschland wird auf vielen Veranstaltungen in Städten und Gemeinden auf Unterstützung in suizidalen Krisen aufmerksam gemacht und an die durch Suizid Verstorbenen gedacht.

Weitere Informationen:

Welttag der Suizidprävention

Alle 40 Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch durch die eigene Hand
Kommentar um "5 vor 12" von Stefan Rehder
Die Tagespost 10.09.24