03.06.2015
Nach rezeptfreier Abgabe: Rasanter Absatzanstieg bei der „Pille danach“
Nach der Entlassung der „Pille danach“ aus der Rezeptpflicht am 14. März 2015 ist auf dem Markt der Notfallkontrazeptiva Bewegung zu beobachten. Im Verlauf des letzten Jahres lagen die Präparate zur Notfallverhütung auf einem relativ konstanten Level zwischen monatlichen Absätzen von 37.000 und 44.000 abgegebenen Packungen. In den Wochen nach der Entlassung aus der Rezeptpflicht war jedoch ein deutlicher Absatzanstieg zu verzeichnen. Dies berichtete der Informationsdienstleister INSIGHT Health in einer Presseaussendung vom 02.06.15
Demnach war der Absatz der „Pille danach“ mit über 50.000 abgegebenen Packungen bereits im März überdurchschnittlich hoch. Im April stiegen laut INSIGHT Health die Absätze um weitere 10 Prozent auf über 55.000 ausgegebene Packungen. Im Vergleich zu den umsatzstärksten Monaten in 2014 entspricht dies einer Zunahme von 25 Prozent. Die Entlassung aus der Rezeptpflicht Mitte März zeigt sich deutlich im Wechsel von der Ausgabe auf Rezept hin zur Selbstmedikation. Während der Anteil der Selbstmedikation im März noch bei 46 Prozent lag, stieg er im April auf einen Anteil von 78 Prozent.
Starke Absatzunterschiede zwischen den Bundesländern
Interessant ist dabei ein Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern. Dabei weisen die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen die höchste Abgabe pro Einwohner auf. Im April war die Ausgabe der „Pille danach“ pro Einwohner in Berlin fünfmal so hoch wie im umliegenden Brandenburg.
Während die Pro-Kopf-Ausgaben der neuen Bundesländer deutlich unter dem deutschen Durchschnitt liegen, sind dort die höchsten Anstiege zu beobachten. Beispielsweise weist Brandenburg im Bundesvergleich die geringste Ausgabe der „Pille danach“ pro Einwohner auf, mit einem Zuwachs von 85 Prozent ist dort jedoch einer der stärksten Absatzanstiege in Deutschland zu beobachten. Nur in Thüringen ist der Absatz stärker angestiegen: Hier hat sich die Ausgabe der „Pille danach“ seit ihrer Entlassung aus der Rezeptpflicht mehr als verdoppelt, so INSIGHT Health.
Fast alle ausgegebenen Packungen an Notfallkontrazeptiva in Deutschland entfielen laut INSIGHT Health auf die beiden Marken ellaOne und PiDaNa des Herstellers HRA-Pharma. Während sich der monatliche Absatz der Marke ellaOne in den vergangenen sechs Monaten mehr als verdoppelte, sind bei PiDaNa Rückgänge von über einem Drittel monatlich abgesetzter Packungen zu verzeichnen. Diese Umsatzentwicklungen seien auch dem Umstand geschuldet, dass der Wirkstoff Levonorgestrel in PiDaNa erst im Anschluss an den Wirkstoff Ulipristal der ellaOne rezeptfrei wurde. Vorübergehende Unklarheit über sowie die Umstellung auf die OTC-Abgabe der PiDaNa verzögerten hier die Abgabe ohne Rezept, erläuterte INSIGHT Health.
Das Deutsche Ärzteblatt wies in einem Beitrag vom 02.06.15 zu den neuesten Absatzzahlen darauf hin, dass der Berufsverband und die Fachgesellschaften der Gynäkologen in Deutschland sowie die Bundesärztekammer vor einer schlechteren Beratungsqualität zur Notfallkontrazeption gewarnt hatten. Die Bundesärztekammer forderte, dass Insbesondere die Packungsbeilagen die Empfehlung enthalten müssten, sich bei Fragen zur Indikation, Wirkung und Nebenwirkung sowie zur Sexualität und Kontrazeption ärztlich beraten zu lassen. Zudem müssten Apotheker beim Verkauf des Medikaments auf diese Möglichkeit hinweisen.
Weitere Informationen:
Kassen sparen mit „Pille danach“
Berlin - Mit dem OTC-Switch der „Pille danach“ wollte die Politik Frauen den Zugang zu Notfallkontrazeptiva erleichtern. Schöner Nebeneffekt für die Krankenkassen: Sie sparen mit dem OTC-Switch: 150.000 Euro allein im April, dem ersten vollen Monat ohne Rezeptpflicht.
APOTHEKE ADHOC 26.05.15
Ergänzende Informationen inklusive Stellungnahmen der CDL finden Sie in unserer Themenrubrik zur „Pille danach“