27.07.2017
Mikrozensus 2016: Kinderlosigkeit in Deutschland nicht weiter gestiegen
Die endgültige Kinderlosenquote in Deutschland ist in den letzten Jahren nicht weiter angestiegen. Zuvor hatte sie kontinuierlich zugenommen und sich von 11 Prozent bei den 1937 geborenen Frauen bis auf 21 Prozent beim Jahrgang 1967 nahezu verdoppelt. Diese Zahlen gab das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der Pressekonferenz „Kinderlosigkeit, Geburten und Familien“ am 26. Juli 2017 in Berlin bekannt.
Demnach hat sich die Kinderlosigkeit bei den Frauen in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahrgängen nunmehr stabilisiert. Die Stabilisierung der Kinderlosenquote sei nicht nur eine Folge der Zuwanderung, sie zeige sich auch bei den in Deutschland geborenen Frauen.
„Der langjährige Trend zur höheren Kinderlosigkeit ist offenbar gestoppt. Bei den akademisch gebildeten Frauen ist die Kinderlosigkeit in den letzten Jahren sogar zurückgegangen“, erklärte Dr. Georg Thiel, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, laut Pressemitteilung. Unter den 40- bis 44-jährigen Akademikerinnen war 2016 der Anteil der Kinderlosen mit 25 Prozent um drei Prozentpunkte geringer als 2012 mit 28 Prozent.
Zu dieser Entwicklung habe nicht zuletzt die Verbesserung der Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem durch den Ausbau der Kinderbetreuung beigetragen. Dafür spreche auch, dass die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern in den vergangenen acht Jahren zugenommen hat. Mit Kindern im Alter von einem Jahr sind heute 44 Prozent der Mütter erwerbstätig, 2008 waren es nur 36 Prozent gewesen. Ist das jüngste Kind zwei Jahre alt, geht mit einem Anteil von 58 Prozent bereits mehr als die Hälfte der Mütter (wieder) einer Erwerbsarbeit nach 2008 waren es 46 Prozent. Als erwerbstätig zählen dabei ausschließlich Personen, die nicht in Mutterschutz oder Elternzeit sind.
Akademisch gebildete Frauen kehren schneller in den Beruf zurück und arbeiten häufiger Vollzeit als noch vor acht Jahren. So arbeiteten laut Destatis 2016 mit 58 Prozent deutlich über die Hälfte der Akademikerinnen (wieder), wenn das jüngste Kind ein Jahr alt war. 2008 waren es 54 Prozent. 19 Prozent der Akademikerinnen mit einem jüngsten Kind von einem Jahr waren im Jahr 2016 in Vollzeit tätig. 2008 hatte der Anteil bei 16 Prozent gelegen.
Hohe Kinderlosigkeit in Stadt-Staaten
Besonders hoch ist die Kinderlosigkeit laut dem 155-seitigen Bericht in den Stadtstaaten, besonders gering in den ostdeutschen Flächenländern. Demnach war die Kinderlosenquote der 45- bis 49-Jährigen 2016 in den Stadtstaaten mit 28 Prozent am höchsten. Spitzenreiter war Hamburg mit 31 Prozent. In den westdeutschen Flächenländern betrug die Kinderlosenquote 21 Prozent und in den ostdeutschen Flächenländern 12 Prozent.
In den westlichen Flächenländern hatten die Frauen in Schleswig-Holstein mit 24 Prozent die höchste Kinderlosenquote, in Baden-Württemberg und im Saarland mit je 19 Prozent die niedrigste. In den ostdeutschen Flächenländern variierte die Kinderlosenquote zwischen 11 und 13 Prozent und war damit relativ homogen.
In allen Bundesländern ist die Kinderlosigkeit in den urbanen Regionen durchweg höher als in den ländlichen. Besonders auffallend waren 2016 diese Unterschiede in Bayern mit 15 Prozent kinderlosen Frauen auf dem Land und 30 Prozent in den Städten.
Geburtenziffer in Deutschland unter EU-Durchschnitt
Die zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland lag laut Statistischem Bundesamt 2015 mit 1,50 Kindern je Frau unter dem EU-Durchschnitt von 1,58. Die höchste Geburtenziffer verzeichnete Frankreich, wo durchschnittlich 1,96 Kinder je Frau geboren wurden. Es folgten Irland mit 1,92 Kinder je Frau, Schweden mit 1,85 Kindern sowie das Vereinigte Königreich mit durchschnittlich 1,80 Kinder je Frau.
Ausführliche Informationen:
Kinderlosigkeit, Geburten und Familien
Ergebnisse des Mikrozensus 2016
Statistisches Bundesamt (Destatis), veröffentlicht am 26.07.17
155 Seiten im PDF-Format