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21.07.2017

Keine vorgeburtliche Rasterfahndung nach Menschen mit Behinderung - erneut Protestaktion vor der Gendiagnostikfirma LifeCodexx AG

"Es ist nicht Aufgabe der Krankenkassen oder des Staates, Betroffene ausfindig zu machen, um sie zu beseitigen"

Von Susanne Wenzel

Vor dem Gebäude der LifeCodexx AG in Konstanz haben am vergangenen Sonntag (16.7.) erneut über hundert Menschen demonstriert. Organisiert wurde diese Protestaktion von den Christdemokraten für das Leben e. V. (CDL) gemeinsam mit der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA).

LifeCodexx hat unter dem Namen PraenaTest einen Bluttest für Schwangere entwickelt, mit dem neben Chromosomenstörungen wie Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder anderen auch das Geschlecht des erwarteten Babys festgestellt werden kann. Weit über 90 Prozent der mittels dieser Blutuntersuchung getesteten Schwangerschaften enden - wie zum Beispiel bei Trisomie 21 - in einer Abtreibung.

Neben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe, der auch stellvertretender Bundesvorsitzenden der Christdemokraten für das Leben e. V. (CDL) ist, war auch Professor Dr. Holm Schneider, Leiter der Molekularen Pädiatrie am Universitätsklinikum Erlangen, nach Konstanz gekommen, um zu den Teilnehmern der Kundgebung zu sprechen. Beide Redner betonten, es sei ein Skandal, dass in Deutschland wieder eine Selektion von Menschen mit Behinderungen stattfinde.

Hüppe, von 2009-2013 Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, stellte heraus, dass in der Gesellschaft leider weiterhin grundsätzlich falsche Vorstellungen über das Leben von und mit Menschen mit Behinderung vorherrschten. So gehöre Deutschland zwar zu den Erstunterzeichnern der UN-Behindertenrechtskonvention, die Inklusion fordere. Doch sei die Unterschrift unter ein solches Dokument nichts wert, wenn andererseits Menschen mit Behinderung bereits vor der Geburt ganz gezielt ausgesondert und getötet würden. Ausdrücklich warnte Hüppe davor, den Bluttest zur Regelleistung der Krankenkassen zu machen. Die Krankenkassen würden damit eine Untersuchung finanzieren, die keinerlei therapeutische Möglichkeit eröffne, sondern "deren einzige Folge die Aussonderung von Menschen mit Behinderung ist. Das müssen wir politisch verhindern", so der Bundestagsabgeordnete.

Professor Schneider wies darauf hin, dass es in der Gesellschaft und bei den Verbänden einen wachsenden Widerstand gebe, weil die dem Angebot des Tests zugrunde liegende schwerste Diskriminierung behinderter Menschen mit deren Todesfolge abgelehnt werde. "Es ist nicht die Aufgabe der Krankenkasse oder des Staates, Betroffene ausfindig zu machen, um sie zu beseitigen", so Schneider. Vielmehr müsse sich der Staat müsse hinter die Schwachen stellen und diese schützen. Professor Schneider forderte, die Pränataldiagnostik auf die Feststellung solcher Sachverhalte zu begrenzen, die entweder vorgeburtlich oder direkt nach der Geburt behandelt werden können.

An der Kundgebung nahmen auch Menschen mit Down-Syndrom teil. "Auch wenn ich nicht genauso bin wie andere junge Menschen, macht mir das Leben viel Spaß und ich genieße es jeden Tag aufs Neue!", erzählte Conny Albert, die Mitarbeiterin der bayerischen Verkehrspolizei ist. "Dass ich ein Chromosom mehr habe, sieht man mir an. Aber weder meine Kollegen noch meine Familie würden auf die Idee kommen, mich auszusortieren."

Zum Schluss der Kundgebung wies Rechtsanwalt Josef Dichgans, Landesvorsitzender der CDL-Baden-Württemberg, darauf hin, dass es für die Opfer des Unrechts keinen Unterschied mache, ob der Staat ihre Rechte wie in der Diktatur selbst verletze oder ob er die Verletzung dieser Rechte nur zulasse. "Der Rechtsstaat hat die Pflicht, die Schwachen und deren Leben zu schützen. Tut er das nicht, verdient er es nicht, hier Rechtsstaat genannt zu werden. Das Recht und das Grundgesetz erkennen das Lebensrecht auch des ungeborenen Menschen ohne jeden Zweifel an", so Dichgans. Die Protestaktionen vor der Firma, die führender Anbieter dieser Gentests ist, sollen fortgesetzt werden.


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Susanne Wenzel
Pressesprecherin
Christdemokraten für das Leben e.V.
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