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20.09.2014

Fachtagung: Lebensrechtler für ein Verbot der Sterbehilfe

Berlin (idea) - Für ein Verbot der Sterbehilfe haben sich christliche Medizin- und Ethikexperten bei einer Fachtagung des Bundesverbandes "Christdemokraten für das Leben" und der Lebensrechtsorganisation "Aktion Lebensrecht für Alle" am 19. September in Berlin ausgesprochen.

Die Tagung stand unter dem Thema "Du sollst mich töten. Kommt jetzt der ärztlich assistierte Suizid?". Darüber berichtete die evangelische Nachrichtenagentur idea.

Die Experten begrüßten demnach die Initiative von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), jede Form des assistierten Suizids unter Strafe zu stellen. Ein Verbot kommerzieller Anbieter reiche nicht aus. Der Medizinhistoriker Prof. Axel W. Bauer (Mannheim) warnte vor der "Illusion des selbstbestimmten Todes". Schwerkranke Menschen bräuchten fachmännische Hilfe und keinen assistierten Suizid. In Deutschland gebe es jährlich mindesten 100.000 Suizidversuche, von denen etwa 10.000 zum Tod führten. Insbesondere bei über 65-Jährigen steige die Rate der Selbsttötungen deutlich an. Ein Suizid habe im Durchschnitt Auswirkungen auf sechs bis 23 Personen. Ein "freiwilliger Abgang" aus dem Leben dürfe nicht zur sozial erwünschten Tugend werden, so Bauer. Er kritisierte Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider (Berlin). Dieser hatte bekundet, seiner an Krebs erkrankten Ehefrau notfalls beim Suizid zur Seite zu stehen, auch wenn dies seiner eigenen Überzeugung widerspreche. Das sei ein "Betroffenheitsrührstück, das sich für politische Zwecke instrumentalisieren" lasse, so Bauer.

Journalist: Sterbehilfe hat Niederlande zutiefst verändert

Der niederländische Journalist Gerbert van Loenen (Amsterdam) berichtete über die Folgen der Legalisierung aktiver Sterbehilfe seit 1984 in seiner Heimat. Seitdem habe sich das Land zutiefst geändert. Im Jahr 2010 seien fast 4.000 Menschen mittels eines vom Arzt verabreichten tödlichen Medikaments gestorben. Dies entspreche drei Prozent aller Verstorbenen. Daneben gab es etwa 300 Fälle, in denen das Leben von schwerstkranken Patienten beendet worden sei, ohne dass diese das verlangt hatten. Dies wisse man aufgrund anonymer Umfragen unter Ärzten. Das Land habe die Gelassenheit verloren, zu akzeptieren, dass es auch ein Leben gebe, das einem selbst sinnlos vorkomme. Die Legalisierung aktiver Sterbehilfe habe Entwicklungen in Gang gesetzt, die man nicht vorhergesehen habe. Die Grenze "Du sollst nicht töten" sei aufgegeben worden. Eine neue Grenze habe man noch nicht gefunden.

Professor: Gegen "Selbstentsorgung" kranker Menschen

Der Professor für Christliche Gesellschaftslehre, Manfred Spieker (Osnabrück), bezeichnete Suizidversuche als einen "Hilfeschrei". Die Legalisierung des assistierten Suizids sei juristisch und moralisch fragwürdig und führe zur "Selbstentsorgung" kranker Menschen. Durch eine Legalisierung der Sterbehilfe nehme der Druck auf Kranke zu, sich dem Trend zum "sozialverträglichen Frühableben" anzuschließen. Der Verband "Christdemokraten für das Leben" ist eine Initiative in den Unionsparteien mit 5.000 Mitgliedern, darunter zahlreiche Bundestags-, Landtags- und Europaabgeordnete. Bundesvorsitzende der CDL ist die Personalberaterin Mechthild Löhr (Schloßborn bei Frankfurt/Main). Vorsitzende der Lebensrechtsorganisation "Aktion Lebensrecht für Alle" mit 10.000 Mitgliedern ist die Ärztin Claudia Kaminski (Köln).

Ergänzung 23.09.14:

Am 23.09.14 strahlte der Radiosender ERF Pop dreimal einen Kurzbeitrag über die Tagung aus. Titel der Sendung: "Ein klares Nein zur Beihilfe zum Selbstmord - Lebensrechtler positionieren sich in Berlin".

Auf der Webseite von ERF ist der Radiobeitrag online in der Mediathek abrufbar.