07.09.2023
DHPV: Hospizarbeit und Palliativversorgung sind zentrale Aspekte der Suizidprävention
„Aktiv werden und Hoffnung schaffen“ – das ist das Motto des diesjährigen Welttages der Suizidprävention, der seit 2003 am 10. September weltweit begangen wird. Aus diesem Anlass fordert der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) erneut flächendeckende sowie dauerhaft und auskömmlich finanzierte Angebote für Menschen, die sich in suizidalen Krisen befinden.
„Jeder Mensch, der sich das Leben nimmt, ist ein Mensch zu viel“, erklärte Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV, anlässlich des Welttages der Suizidprävention in einer Presseaussendung vom 07.09.23. „Darum ist die Stärkung der Suizidprävention eine drängende, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dies gilt einmal mehr vor dem Hintergrund der weiterhin gesetzlich nicht regulierten Suizidbeihilfe in Deutschland.“
Schon vor einem Jahr hatte der DHPV gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) ein Gesetz gefordert sowie entsprechende Regelungsvorschläge veröffentlicht, um bundesweit die Grundlagen und Rahmenbedingungen für Angebote der Suizidprävention zu schaffen. „In dem im Juni im Bundestag verabschiedeten Antrag auf ein Gesetz zur Stärkung der Suizidprävention sieht der DHPV eine große Chance, suizidpräventive Konzepte zu stärken und auszubauen“, so Hardinghaus.
In ihren Forderungen plädieren DHPV und DGS dafür, Betroffenen frühzeitig, niederschwellig und multidisziplinär fachliche Aufklärung, Beratung sowie Kriseninterventionen anzubieten. Aufsuchende Angebote sollen älteren und körperlich eingeschränkten Menschen Zugang zu suizidpräventiven Angeboten ermöglichen und Kriseninterventionsdienste zudem flächendeckend und rund um die Uhr für die Betroffenen erreichbar sein. Die verschiedenen Angebote der Suizidprävention müssen ausreichend finanziert sein und zudem altersspezifische Konzepte beinhalten.
Der Hospizarbeit und Palliativversorgung komme laut DHPV mit Blick auf die Suizidprävention eine wichtige Aufgabe zu. Menschen mit schweren, lebensverkürzenden Erkrankungen nehmen in der Regel von geäußerten Suizidwünschen Abstand, wenn sie sich gut begleitet und versorgt wissen. Dazu gehöre auch, dass für alle Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, eine ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechende Versorgung zur Verfügung steht. „Hier müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden, auch damit Mitarbeitende in Pflegeheimen eine ausreichende palliative und würdige Begleitung von Bewohnerinnen und Bewohnern gewährleisten können. Hinzu kommt, dass die Angebote für trauernde Menschen weiter ausgebaut werden und verlässlich finanziert werden, denn auch Trauerarbeit wirkt suizidpräventiv“, so Benno Bolze, Geschäftsführer des DHPV.
Zur Suizidprävention gehören nach Ansicht des DHPV außerdem öffentliche Aufklärung, auch an Schulen, Aus- und Fortbildung für Ersthelfende etwa im Rettungsdienst, bei der Polizei und in der Seelsorge sowie vorbeugende Maßnahmen bei der Planung hoher Gebäude oder Brücken.
Darüber hinaus müsse Suizidprävention als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. „Wir müssen uns dringend mit der zunehmenden Einsamkeit vor allem älterer Menschen auseinandersetzen und hier entsprechende Konzepte entwickeln, die eine sorgende Gemeinschaft zum Ziel haben. Es kann uns als Gesellschaft nicht egal sein, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der Menschen, die sich das Leben nehmen, seit Jahren ansteigt“, so Bolze.
Weitere Informationen
Dem Leben wieder eine Chance geben / Forderungen der DGS und des DHPV für eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention